Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs: Einblicke in die Klinik
12. Dezember 2024
Nach dem ersten Schock bei der Diagnose einer Prostatakrebs Erkrankung, stellt sich sehr schnell die Frage nach den besten Behandlungsmöglichkeiten. Die Wahl der Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Stadium des Krebses, dem Alter und allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten sowie den persönlichen Vorlieben. Dank moderner medizinischer Fortschritte stehen heute zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden. In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen Überblick über die gängigen Therapien und helfen Ihnen, die Optionen besser zu verstehen.
- Aktive Überwachung (Active Surveillance)
Bei Patienten mit langsam wachsenden Tumoren, die keine Symptome verursachen und sich auf die Prostata beschränken, kann die aktive Überwachung eine sinnvolle Option sein. Hier geht es darum den Tumor engmaschig zu kontrollieren ohne aktiv einzugreifen, sondern aktiv zu Überwachen. Hierbei wird der Zustand des Patienten regelmäßig überprüft, unter anderem durch:
– Regelmäßige PSA-Tests (Prostataspezifisches Antigen)
– Digitale rektale Untersuchungen (DRU)
– Bildgebende Diagnostik
– Gelegentliche Biopsien
In den ersten 2 Jahren geht der Patient alle 3 Monate zu den Kontrolluntersuchungen. Eine Behandlung wird erst eingeleitet, wenn Anzeichen für ein Fortschreiten der Krankheit vorliegen oder der Patient dies wünscht.
Diese Gruppe profitiert besonders von der Analyse zirkulierender Tumorzellen (CTCs). Die Analyse dieser Zellen stellt eine sehr gut verträgliche Methode dar, jederzeit ohne große Belastung für den Patienten an Echtzeit Information zum aktuellen Status der Erkrankung zu gelangen. In Studien konnte mehrfach gezeigt werden, dass steigende CTC Zahlen ein sehr früher Indikator für das Fortschreiten einer Erkrankung sein können. Gesichert ist, dass bei fortschreitender Erkrankung eine frühzeitige Behandlung in den allermeisten Fällen vorteilhaft ist.
- Operation (Radikale Prostatektomie)
Die radikale Prostatektomie ist eine Standardbehandlung bei lokal begrenztem Prostatakrebs. Ziel ist durch operative Entfernung der Prostata eine Heilung zu erreichen. Dabei wird die gesamte Prostata entfernt. Es gibt verschiedene Ansätze für den Eingriff:
– Offene Operation: Der Chirurg entfernt die Prostata über einen Schnitt im Unterbauch.
– Laparoskopische Operation: Minimalinvasiv mit kleinen Schnitten und Kameraführung.
– Robotergestützte Chirurgie: Präzise und minimalinvasive Methode, die eine schnellere Erholung ermöglicht.
Nebenwirkungen wie Inkontinenz und erektile Dysfunktion können auftreten, verbessern sich jedoch oft mit der Zeit oder durch zusätzliche Therapien.
Begleitend zur Operation kann eine Analyse der CTCs sehr nützlich sein. Hier wird vor der Operation eine Bestimmung dieser Zellen im Blut des Patienten vorgenommen, welcher als Basiswert genutzt wird. Nach der vollständigen Entfernung der Prostata werden erneut Analysen der CTCs durchgeführt. Bei einer Verbesserung oder Heilung der Erkrankung sollten sich die CTC Werte reduzieren oder auf Null gehen. Steigende CTC Werte hingegen deuten auf noch vorhandenes Krebsgewebe hin und signalisieren weiteren Handlungsbedarf.
- Strahlentherapie
Die Strahlentherapie nutzt hochenergetische Strahlen, um Krebszellen abzutöten. Sie wirkt lokal auf den Prostatatumor, so kann gesundes Gewebe geschont werden. Je nach Stadium der Erkrankung kann eine Strahlentherapie auch in Kombination mit anderen Behandlungen erfolgen. Sie kann auf zwei Arten erfolgen:
– Perkutane Bestrahlung: Die Strahlen werden von außen über die Haut auf die Prostata gerichtet.
– Brachytherapie: Prostatakrebs lokal von innen bestrahlen, sehr kleine Strahlenquellen werden in die Prostata eingesetzt
– Nuklearmedizin: Therapie mit radioaktiven Medikamenten
Die Strahlentherapie ist eine effektive Alternative zur Operation und wird häufig bei Patienten eingesetzt, die keine Operation wünschen oder nicht operiert werden können.
Der Einsatz von CTCs kann hier analog zur Operation erfolgen.
- Hormontherapie
Das Fortschreiten einer Prostatakrebs Erkrankung hängt oft von dem Hormon Testosteron ab, welches den Tumor zum Wachsen anregt. Die Hormontherapie reduziert die Produktion dieses Hormons oder blockiert dessen Wirkung. Dies kann durch Medikamente oder chirurgische Entfernung der Hoden (Orchiektomie) erreicht werden.
Wächst der Tumor trotz der Behandlung weiter, sprechen Fachleute von einem kastrationsresistenten Tumor. Für diese klinische Situation gibt es neue Generationen von Medikamenten für den Hormonentzug.
Die Hormontherapie wird häufig bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakrebs eingesetzt, um das Tumorwachstum zu verlangsamen.
Zur Überwachung der Hormontherapie sind CTCs als zusätzlicher Parameter geeignet. Die Veränderung der Anzahl und auch der Eigenschaften dieser Zellen kann zur Beurteilung des Therapieansprechens beitragen.
- Chemotherapie
Chemotherapie wird vor allem bei fortgeschrittenem Prostatakrebs eingesetzt. Hier hat sich der Krebs bereits im Körper ausgebreitet und Absiedlungen in anderen Organen, sogenannte Metastasen, gebildet. Oft wird Chemotherapie eingesetzt, wenn der Krebs nicht mehr auf Hormontherapie anspricht. Es handelt sich um Medikamente, die Krebszellen im gesamten Körper angreifen. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haarausfall und Erschöpfung sind möglich, können aber oft behandelt werden.
Wie auch bei der Hormontherapie sind CTCs geeignet um zusätzliche Informationen zum Behandlungsstatus mit einer Chemotherapie zu bekommen.
- Immuntherapie
Die Immuntherapie nutzt das Immunsystem des Körpers, um Krebszellen zu bekämpfen. Beispiele sind:
– Sipuleucel-T (Provenge): Eine personalisierte Immuntherapie, die bei fortgeschrittenem Prostatakrebs eingesetzt wird.
– PARP-Inhibitoren: Diese Medikamente sind bei bestimmten genetischen Mutationen wirksam.
– PD-L1 Inhibitoren: Reaktivierung des körpereigenen Immunsystem
Diese Art der Therapie ist noch sehr neu und wird oft erst bei metastasierten Erkrankungen in Kombination mit anderen Behandlungen eingesetzt. Forschung und klinische Studien entwickeln stetig neue Ansätze in diesem Bereich.
Und auch hier eignen sich CTCs zum Gewinn weiterer Erkrankungsinformationen und als Parameter für ein Behandlungsansprechen.
- Palliative Behandlung
Wenn der Prostatakrebs nicht heilbar ist, konzentriert sich die Behandlung darauf, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Palliative Maßnahmen können Schmerztherapie, psychologische Unterstützung und die Behandlung von Komplikationen umfassen.
Fazit
Die Wahl der richtigen Behandlung hängt von vielen Faktoren ab, darunter das Stadium des Krebses, das Alter des Patienten, der allgemeine Gesundheitszustand und die persönlichen Präferenzen. Ein multidisziplinäres Team aus Ärzten hilft dabei, die beste Entscheidung zu treffen.
Wichtig ist, dass Patienten gut informiert sind und sich Zeit nehmen, um alle Optionen mit ihrem behandelnden Arzt zu besprechen. Prostatakrebs ist heute in vielen Fällen gut behandelbar – und mit der richtigen Therapie stehen die Chancen auf ein langes und qualitativ hochwertiges Leben sehr gut.
Die Anreicherung von zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) mit dem GILUPI CellCollector® und deren Analyse kann einen wichtigen Mehrwert im Behandlungsablauf geben. Kontaktieren Sie uns gern persönlich für weitere Informationen.
Ihr GILUPI Team
Quellen:
– Deutsche Krebsgesellschaft (https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/therapie.html; online 15.01.2025)
– Deutsches Krebsforschungszentrum – DKFZ (https://www.krebsinformationsdienst.de/prostatakrebs/behandlung-uebersicht, online 15.01.2025)