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Fallbeispiel Blasenkrebs: CTCs in der Praxis

In den letzten Artikeln sind wir mehr und mehr in die Tiefe gegangen, was die Möglichkeiten einer Anwendung von zirkulierenden Tumorzellen (engl. CTCs) betrifft.  Wir haben verschiedene Anwendungsbereiche der CTCs theoretisch beleuchtet und wollen in den nächsten Blog Beiträgen einmal in die Praxis eintauchen.

So wurden CTCs in diesem Fallbeispiel als Hinweis für das Risiko eines erneuten Auftretens einer Krebserkrankung genutzt. Als Screening von Hochrisikopatienten nach Operation eines Blasenkarzinoms können CTCs eine geeignete Möglichkeit sein, Informationen für das weitere klinische Vorgehen zu liefern. Das bedeutet, dass der Nachweis von CTCs verwendet wird, um Patienten zu untersuchen, die nach der Operation von einer ergänzenden Chemotherapie profitieren können. Fällt das Ergebnis des CTC-Nachweises positiv aus, wird dem Patienten eine ergänzende Therapie empfohlen.

 

Patienten Information:

– Alter: 67

– Diagnose: Blasenkrebs

– Molekularer Type: Luminal

– Behandlung: adjuvante Chemotherapie, GC-Schema Gemcitabine/Cisplatin)

 

Beim ersten postoperativen (nach OP) Besuch des Patienten wurde ein CTC Nachweis durchgeführt. Die Anzahl der CTC betrug 74, danach erhielt der Patient eine ergänzende Chemotherapie. Nach 3 Zyklen ergänzender (adjuvante) Chemotherapie wurden erneut CTC Testungen durchgeführt und die Ergebnisse waren alle Null . Die bildgebende Auswertung ergab ebenfalls ein vollständiges Zurückgehen der Erkrankung (CR – Vollremission (1)) und im weiteren Verlauf eine stabiler Befund des vollständigen Zurückgehens (SD – stable disesae, stabile Erkrankung).

 

Fallbeispiel Blasenkrebs: CTCs in der Praxis

 

5/2019: Der Patient wurde im Mai 2019 erstmals durch TUR B (Trans Urethrale Resektion der HarnBlase: endoskopisch, diagnostische Methode zur Probegewinnung von erkranktem, bösartigem Gewebe des unteren Harntraktes) diagnostiziert.

 

6/2019: vorgeschaltete (neoadjuvante) Chemotherapie GC Schema , 2 Zyklen

 

8/2019: Radikale Zystektomie (Entfernung der gesamten Blase). Die postoperative Pathologie zeigte ein hochgradiges papilläres Urothelkarzinom (Grad II; lokale Invasion der Muskelschicht). Tumorzellen CK7(+); CK20(+); GATA3(+); CK5/6(+); CD44(+); Ki 67 (lokal 10 %); P56( P56(–); PD L1 (Tum orgewebe & Stromage webe negativ). Luminaler Typ.

 

07.09.2019: Bei der Nachuntersuchung einen Monat nach der Operation wurden 74 CTCs im Blut des Patienten gefunden. Da CTCs im Blut des Patienten gefunden wurden, Empfehlung einer kombinierten Chemotherapie, um die Tumorrezidivrate (Tumorrückfall Risiko) zu reduzieren und das Überleben zu verbessern. Nach abgeschlossener Kommunikation mit dem Patienten Entscheidung für eine ergänzende Therapie.

 

09/2019–11/2019: Drei Zyklen adjuvante Chemotherapie mit GC–Schema wurden am Schema wurden am 10. September, 8. Oktober bzw. 6. November erfolgreich abgeschlossen.

 

27.11.2019: Nach ergänzender Chemotherapie wurden CTCs erneut gemessen. Ein Rückgang der Zahl der CTCs auf Null deutete auf einen Nutzen der Behandlung hin.

 

3/2020: Während der Nachuntersuchung waren nach wie vor keine CTCs im Blut des Patienten nachweisbar. Durch Bildgebung konnte kein Rezidiv oder Hinweise auf Fernmetastasierung gefunden werden.

 

Fallbeispiel Blasenkrebs: CTCs in der Praxis

 

 

Der Nachweis zirkulierender Tumorzellen bei postoperativen (nach OP) Patienten mit Blasenkrebs kann dabei helfen, Patienten zu identifizieren, die von einer ergänzenden Chemotherapie profitieren können. CTCs, welche nach der Entfernung des Tumors gefunden werden, weisen auf das Vorhandensein von Tumorzellen im Blut der Patienten hin, was ein Hinweis auf eine schlechte Prognose und ein hohes Risiko für ein Wiederauftreten bzw. eine Metastasierung sein kann. In dem hier vorliegenden Fall wurde der positive CTC Test als Grundlage zur Entscheidung für eine systemische ergänzende Chemotherapie verwendet. Diese Entscheidung wurde als Off-Lable Anwendung der CTC Diagnostik durch den Arzt vorgenommen, um die Lebensqualität und das Überleben des Patienten zu verbessern. Der Begriff Off-Lable Anwendung wird eigentlich bei der Verwendung eines Medikaments außerhalb der offiziell zugelassenen Anwendungsgebiete, Dosierungen, Patientengruppen oder Darreichungsformen verwendet. Bei diagnostischen Anwendungen kann dieser Begriff verwendet werden, für Methoden, die in den Behandlungsrichtlinien nicht zur Entscheidungsfindung für eine bestimmte Behandlungsstrategie gelistet sind.

 

Bei der Verwendung von CTCs handelt es sich um ein hoch innovatives Verfahren, welches seit vielen Jahren in zahlreichen Studien getestet und untersucht wird. Die Wege in die Behandlungsrichtlinien für diagnostische Tests in Deutschland sind sehr umfangreich und langwierig. Durch die CE Zertifizierung des GILUPI CellCollector® im Jahr 2012 verfügt die Technologie inzwischen über mehr als 13 Jahre Anwendung im klinischen Setting (mehr als 15.000 Anwendungen, Stand 03-2025) und uns ist es ein Anliegen, unsere Erfahrungen und Ergebnisse hier mit Ihnen zu teilen.

 

Für Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung!

Ihr GILUPI Team

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(1) CR – Complete Remission – Vollremission: Tumor durch Behandlung vollständig zerstört, Symptome rückgebildet, Tumormarker normalisiert. Die Remission muss mindestens einen Monat anhalten.